Kann der Versicherer nach einem Unfall auf eine günstigere Werkstatt bestehen?
Laut OLG München am 21.09.2022 (Az.: 10 U 5397/21) kann die gegnerische Versicherung bei der Schadensregulierung nach einem Unfall nur dann auf eine günstigere Werkstatt beharren, wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind. In diesem Fall bekamm der Versicherer recht.
Der Geschädigte wollte eine fiktive Schadensabrechnung anhand eines Reparaturkostenvorschlags, wie er bei einer Markenwerkstatt angefallen wäre, ohne dass der Schaden tatsächlich repariert wird. Die Versicherung lehnte jedoch eine Erstattung ab und verwies stattdessen auf eine günstigere Werkstatt.
Zudem hatte das Gericht zu klären, ob eine günstigere Werkstatt mühelos erreichbar gewesen wäre, die 18,9 Km entfernt lag.
Sie wäre nicht in Betracht gekommen, wenn man mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht gut oder nur mit langen Fahrzeiten (beispielsweise über eine Stunde) hätte an ihr Ziel gelangen können. Es ist möglich, dass persönliche Probleme (durch Erkrankungen und Gebrechen) eine Fahrt mit Bus oder Bahn unmöglich machen, ob eine Werkstatt ohne kostenlosen Hol- und Bringedienst
problemlos erreichbar ist. Denkbar wäre auch ein zusätzlicher Fahrkostenzuschuss.
Da der Geschädigte und Kläger nicht nachweisen konnte, dass er nicht mühelos zu der günstigeren Werkstatt hätte kommen können, gab das Gericht der Versicherung recht. Somit konnte der Versicherer die Kosten auf Grundlage der günstigeren Werkstatt abrechnen. Auch die vom Kläger erwähnte anfallende Wartezeit an einer Bushaltestelle konnten nicht dazu gerechnet werden, da es sich um eine fiktive Abrechnung handelt.
